Kleine Kalendergeschichte
Wie wir lernten, die Zeit zu zählen
Die Schaffung eines Zeitrechnungssystems, sprich eines Kalenders, ist eine der ältesten Leistungen der Menschheit überhaupt. Funde beweisen, dass der Mensch bereits vor 35.000 Jahren primitive Kalender führte. Das Greifbarmachen der Zeit und damit die Fähigkeit zu erlangen, gewisse Ereignisse vorhersagen zu können faszinierte die Menschheit von jeher. Alle bedeutenden Völker versuchten sich darin, die Zeit mit Hilfe von Kalendern berechnen zu können. Die historische Zeitrechnung zeichnet sich deshalb durch eine Vielfalt von Kalendersystemen aus.
So konnte es einem in früheren Jahrhunderten passieren, dass man mit einer Reise gleichzeitig eine Zeitreise tätigte, da selbst innerhalb der heutigen BRD verschiedene Kalender Gültigkeit besaßen. Bis heute wird nach verschiedenen Kalendern gelebt. Während wir z.B. das Jahr 2023 schreiben, leben Millionen Menschen nach dem jüdischen Kalender im Jahr 5784. Wieder andere, bis heute gültige Kalender, schreiben zur gleichen Zeit die Jahre 1445 (islamischer Kalender) und 1402 (neuer iranischer Kalender).
Die Vielzahl der Kalender ist durch die verschiedenen Lösungsansätze entstanden, die versuchten, die wahren astronomischen Gegebenheiten aufzuzeichnen. Einige richteten sich dabei nach dem Sonnenjahr, d.h. nach der Anzahl der Tage, die die Erde benötigt, um einmal die Sonne zu umkreisen. Andere dagegen nach dem Mond.
Immer wieder traten Abweichungen der Gestirnsbilder zu den damaligen Kalendern auf. Diese mussten durch die Einführung von Schalttagen oder Schaltjahren ausgeglichen werden. Wenn wir heute tagtäglich auf unseren Kalender schauen, sehen wir auf den Gregorianischen Kalender, der seinerzeit aus dem etwas einfacheren und ungenaueren Julianischen Kalender entwickelt wurde. Dieser Gregorianische Kalender wurde mit nur geringen Abweichungen in der DIN 1355 als unser Kalender fixiert.
Die Entwicklung vom Julianischen Kalender zum Gregorianischen Kalender und warum wir uns heute nach dem Gregorianischen Kalender richten, wird folgend in kurzer Form wiedergegeben.
Der Julianische Kalender
Der Julianische Kalender richtet sich nach dem Sonnenjahr. Das Julianische Jahr besitzt eigentlich 365,25 Tage. Aus Vereinfachungsgründen geht man jedoch von 365 Tagen aus. Um diesen "Rundungsfehler" auszugleichen, führte Cäsar im Jahr 46 v. Chr. das sogenannte Schaltjahr ein, das die Schaltung eines Tages alle 4 Jahre vorschrieb. Um die bis dahin schon entstandenen Unterschiede auszugleichen, musste das Jahr 46 v. Chr. 445 Tage haben.
Die sich trotzdem ergebenden Abweichungen lagen bei etwas mehr als 11 Minuten im Jahr und summierten sich im Lauf von 1600 Jahre immerhin auf 10 Tage. Diese nun doch beträchtliche Abweichung führte zu der Einführung des Gregorianischen Kalenders durch Papst Gregor.
Der Gregorianische Kalender
Dieser Kalender wurde offiziell im Jahre 1582 durch Papst Gregor mit dem Sprung vom 4. auf den 15. Oktober eingeführt. Das gregorianische Jahr ist mit 365,2425 Tagen etwas kürzer als das Julianische Jahr und weist durch die konsequente Durchführung der Schaltregel vernachlässigbar kleine Abweichungen auf. Dieser gregorianische Kalender hat sich im Laufe der Jahre fast weltweit durchgesetzt und ist heute der gebräuchlichste unter den Kalendern. In Deutschland ist er, wie oben beschrieben, sogar normiert.
Und übrigens: Wir können uns heute beruhigt auf unseren Kalender verlassen, der bis hin ins Jahr 5000 keine Angleichungen benötigt.
Wann begann das neue Jahrtausend wirklich?
Nur wenige wissen es: Das neue Jahrtausend begann erst am 1. Januar 2001, also "mit genau einem Jahr Verspätung". Wie kommt das? Selbstverständlich ist es etwas besonderes, dass nicht mehr die Zahl 1 die Jahreszahl anführt. Es ist aber falsch anzunehmen, dass damit auch gleichzeitig ein neues Jahrtausend beginnt. Das neue Jahrtausend – sprich das dritte Jahrtausend begann erst am 1. Januar 2001. Für viele von uns genau mit einem Jahr "Verspätung". Lassen Sie uns dies kurz erklären.
Die Wurzeln dieses weitverbreiteten Irrtums liegen in unserem System der Jahreszählung. Der heute fast weltweit geltende Kalender ist der sogenannte gregorianische Kalender. Bei diesem christlichen Zeitrechnungssystem ging dem Jahr 1 nach Christus das Jahr 1 vor Christus voraus, ein Jahr 0 existiert in diesem System nicht.
Das erste Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung begann am 1. Januar des Jahres 1 nach Christus. Dieses endete genau hundert Jahre später am 31. Dezember 100 nach Christus. Das zweite Jahrhundert musste deshalb am 1. Januar 101 nach Christus beginnen. Entsprechendes gilt für die Jahrtausendwende. Demzufolge hat das dritte Jahrtausend nicht – wie häufig angenommen – am 1. Januar 2000 nach Christus, sondern am 1. Januar 2001 nach Christus begonnen. Aber wenn das Jahr 2000 schon keine Jahrtausendwende beinhaltet, so ist es doch ein ganz besonderes Schaltjahr.
Was ist ein Schaltjahr?
Um den Sinn und das Wesen eines Schaltjahres zu erklären, muss man sich verdeutlichen, dass ein Jahr nur aus ganzzahligen Tagen besteht. Es wäre unpraktisch einem ganzen Jahr 365,2425 Tage zuzuordnen, die eigentliche Länge des gregorianischen Jahres. Diese kleine Abweichung ist zwar bei Betrachtung eines Jahres sehr gering, doch würde sich im Laufe der Jahrhunderte durch die Summierung der winzigen Abweichungen eine enorme Verschiebung ergeben. Konsequenz wäre, dass unsere Jahreszählung von der des tropischen Jahres, das die Jahreszeiten bestimmt, abweicht. Um solche Abweichungen zu vermeiden und die durch das ganztägige Jahr entstehenden Differenzen ausgleichen zu können, führten die "Kalendermacher" seit jeher Schalttage und Schaltmonate ein.
Unser heutiger Kalender kennt nur noch den Schalttag, der nach der Schaltregel eingesetzt wird. Diese lautet: "Ein Schaltjahr ist ein Jahr, dessen Jahreszahl durch vier ganzzahlig teilbar ist, es sei denn, es ist ein Jahrhundert-Jahr, dann muss seine Jahreszahl durch 400 ganzzahlig teilbar sein." Das Jahr 2000 ist ein solches Jahrhundertjahr. Das letzte Jahrhundertjahr war das Jahr 1600, das nächste wird das Jahr 2400 sein.
Die oben bereits erwähnte Jahreslänge von 365,2425 Tagen entspricht etwa 365 und 1/4 Tag. Dieses Viertel besagt, dass sich in der Zeit von 4 Jahren unser Kalender um einen Tag verschiebt. Dies wird durch die vierjährige Schaltung von Schalttagen ausgeglichen. Deshalb hat der Februar alle 4 Jahre einen Tag mehr, den 29. Februar. Fazit ist nun, dass das Jahr 2000 nicht, wie oft angenommen, ein neues Jahrtausend einführte, dafür aber ein Jahrhundertjahr war.